Franz von Sales

Ein  genialer Meister des geistlichen Lebens, Bestseller-Autor und Kirchenlehrer. Und Patron der Journalisten

Vom Bischof zum Erfolgsautor

Franz von Sales (1567-1622) war Bischof von Genf, Ordensgründer und Erfolgsautor. Sein Buch „Philothea“ (erschienen ab 1609) erlebte allein 40 Auflagen in französischer Sprache und wurde in 17 Sprachen übersetzt. Es zählt bis heute zu den am meisten gelesenen Büchern der christlichen Weltliteratur. Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfolgsgeschichte wurde er zum Patron der katholischen Schriftsteller. Die bedeutendste Auszeichnung liegt in der Erhebung zum Kirchenlehrer (1877).
Das religiöse Leben zur Zeit des Franz von Sales litt an einem Zwiespalt. So war man allgemein der Meinung, dass derjenige, der ein wirklich guter Christ sein will, ins Kloster gehen müsse. Das Leben in der Welt sei derart schlecht, dass dort ein echtes Leben aus dem Glauben nicht möglich wäre. Es gab allerdings auch eine große Anzahl von Frauen und Männern, die mit dieser Alternative nicht zufrieden waren, darunter eine Verwandte des Genfer Bischofs. Franz von Sales schrieb ihr deshalb eine Reihe von Briefen, in denen er ihre Fragen so ausführlich wie möglich beantwortete. Daraus entwickelte sich das Buch als Anleitung zu einem „frommen Leben“. Der Name „Philothea“ bedeutet zu Deutsch „Gott liebende Seele“.

In seinem Vorwort beschreibt Franz von Sales seine Akzente als Voraussetzung für ein Gott gefälliges Leben:

  • Der einfache Wunsch zur Gottesliebe wird in einen festen Entschluss umgewandelt.
  • Gebet und Sakramente führen den Menschen weiter.
  • Die Übung von Tugenden führt zum inneren Fortschritt.
  • Es gilt Fallstricke und Feinde zu überwinden.
  • In Stille und Einsamkeit können sich die Kräfte erneuern.

Zu Beginn räumt er mit falschen Vorstellungen auf: „So malt sich jeder gern seine eigene Frömmigkeit aus, wie er sie wünscht und sich vorstellt. Wer gern fastet, hält sich für fromm, weil er fastet, obgleich sein Herz voll Rachsucht ist. … Ein anderer hält sich für fromm, weil er täglich eine Menge Gebete heruntersagt, obwohl er nachher seiner Zunge alle Freiheit lässt für Schimpfworte, böse und beleidigende Reden gegen Hausgenossen und Nachbarn.“ Seine Schlussfolgerung: „Gewöhnlich hält man alle diese Menschen für fromm, sie sind es aber keineswegs. „Die wahre und lebendige Frömmigkeit setzt die Gottesliebe voraus; ja sie ist nichts anderes als wahre Gottesliebe.“ Franz von Sales lädt die Menschen ein, „das Gute nicht nur zu tun, sondern es sorgfältig, häufig und rasch zu tun, dann heißt sie Frömmigkeit.“
Das Ergebnis: eine „Gewandtheit und Lebendigkeit im geistlichen Leben. … Sie lässt die Liebe in uns oder uns in der Liebe tätig werden mit rascher Bereitschaft und Freude.“ Der Mensch laufe „mit Leichtigkeit den Weg der Gebote Gottes“, er stürme mutig voran auf den Pfaden der evangelischen Räte und der „Eingebungen“, nicht langsam, schwerfällig und mühsam.

Der Genfer Bischof beschreibt auch die Frucht echter Gottesliebe: „Sie nimmt den Armen ihren Kummer, den Reichen die Gier, den Bedrängten die Trostlosigkeit, den vom Schicksal Begünstigten die Anmaßung; sie überwindet die Traurigkeit der Einsamen…“ Sein Fazit: „Glaube mir, die Frömmigkeit ist das Schönste, was es gibt.“
Natürlich müsse Gottesliebe anders geübt werden vom Handwerker, Knecht oder Fürsten. Er fragt: „Wäre es denn in Ordnung, wenn ein Bischof einsam leben wollte wie ein Kartäuser? Oder wenn Verheiratete sich so wenig um Geld kümmerten wie die Kapuziner? Kann ein Handwerker den ganzen Tag in der Kirche verbringen, wie Mönche es tun?… – Eine solche Frömmigkeit wäre doch lächerlich, ungeordnet, ja unerträglich.“ – „Nein, echte Frömmigkeit verdirbt nichts; im Gegenteil, sie macht alles vollkommen.“ Dringend rät Franz von Sales dazu, sich einen geistlichen Begleiter zu suchen, einen „Seelenführer“ und „treuen Freund“. „Sprich mit ihm ganz offen, aufrichtig und einfach. Zeige ihm mit aller Klarheit das Gute wie das Böse an dir, ohne etwas zu verschleiern oder zu verheimlichen. So wird das Gute in dir erprobt und gefestigt, das Schlechte gebessert und geheilt.“ Nachfolgend einige Kerngedanken aus „Philothea“:

Voraussetzung: Läuterung der Seele
Franz von Sales fordert auf zu einer Reinigung und Läuterung der Seele. Dies könne – selten – in einem kurzen Augenblick geschehen, Beispiel Bekehrung des Saulus zum Paulus. Aber: „Gewöhnlich geschieht die Genesung des Leibes wie der Seele nur allmählich, Schritt für Schritt, von Stufe zu Stufe, mit großem Aufwand an Mühe und Zeit.“
Ganz lebensnah und schonend ist seine Methode: „Regen wir uns nicht auf über unsere Unvollkommenheiten: Unsere Vollkommenheit besteht eben darin, dass wir die Unvollkommenheit bekämpfen. Wir können sie aber nicht bekämpfen, wenn wir sie nicht sehen; wir können sie nicht überwinden, wenn wir ihnen nicht begegnen. Unser Sieg besteht nicht darin, dass wir sie nicht wahrnehmen, sondern darin, dass wir uns ihnen nicht beugen. Der aber beugt sich ihnen nicht, der sie unangenehm empfindet.“

Die erste Reinigung der Seele erfolge durch das Bußsakrament. Ein guter Beichtvater und eine vorherige gründliche Gewissenserforschung gehören dazu. Schriftliche Notizen können hilfreich sein. „Hast du auf diese Weise alles Sündhafte aus deinem Leben zusammengetragen, dann verabscheue und verwirf es durch die aufrichtigste Reue, deren dein Herz fähig ist. Erwäge, dass du durch diese Sünden die Gnade Gottes verloren, dem Himmel den Rücken gekehrt, die ewige Pein der Hölle verdient, auf die unendliche Liebe Gottes verzichtet hast.“
Ergänzend schreibt er: „Darüber hinaus führt uns die Generalbeichte zur Selbsterkenntnis, erweckt in uns eine heilsame Scham über das vergangene Leben; Bewunderung für die Barmherzigkeit Gottes, die mit solcher Langmut auf unsere Bekehrung gewartet hat; sie beruhigt das Herz, nimmt eine Last von der Seele; lässt gute Vorsätze reifen und gibt unserem geistlichen Vater Anhaltspunkte zu guten Ratschlägen.“

Anhänglichkeit an die Sünde
Franz von Sales ist Realist und ein guter Menschenkenner. Nach der ersten Reinigung ist ein zweiter Schritt nötig: die Reinigung von der Anhänglichkeit an die Sünde. Dies unterlegt er mit einem Beispiel aus dem Alten Testament (Num 11, 4.5): „Als die Israeliten Ägypten verließen, waren nicht alle mit dem Herzen dabei. Deshalb trauerten viele von ihnen in der Wüste dem Fleisch und den Zwiebeln nach, die sie in Ägypten reichlich genossen hatten. So gibt es auch viele Menschen, die sich nach außen von der Sünde abwenden, nicht aber innerlich.
Sie wollen zwar nicht mehr sündigen, bedauern aber, dass sie den unseligen Genüssen der Sünde entsagen müssen. Sie verzichten auf die Sünde und entfernen sich von ihr, können aber nicht unterlassen, (sich) manchmal nach ihr umzuschauen wie Lots Frau nach Sodom. Sie enthalten sich der Sünde, … aber sie jammern, weil sie darauf verzichten müssen, sie reden immer wieder davon, sie verhandeln, ob man sie nicht versuchen könnte…
So machen es auch schwache, unentschlossene Menschen; sie meiden zwar die Sünde, aber mit Bedauern. Sie möchten gerne sündigen, wenn sie deswegen nicht verdammt würden. Sie reden gern voll Behagen von der Sünde und beneiden die Sünder.“
„Du willst ein frommes Leben führen. Daher musst du nicht nur von der Sünde lassen, sondern auch aus deinem Herzen alle Bindungen zur Sünde entfernen. Die erbärmlichen Anhänglichkeiten setzen dich nicht nur der Gefahr aus, wieder in Sünde zu fallen, sie schwächen außerdem dauernd deinen Willen und hemmen ihn so sehr, dass er nicht fähig ist, das Gute rasch, sorgfältig und häufig zu tun.“

Franz von Sales beschreibt weiter: „Menschen, die den Zustand der Sünde verlassen haben, aber noch diesen Anhänglichkeiten und Schwächen unterworfen sind, kommen mir vor wie bleichsüchtige Mädchen: Sie sind nicht krank, aber ihr ganzes Gehaben kränkelt; sie essen ohne Appetit, schlafen, ohne auszuruhen, lachen ohne Freude; statt zu gehen, schleichen sie förmlich dahin. Auch diese Menschen tun das Gute in einer Art geistigen Müdigkeit; damit nehmen sie ihren guten Werken alle Anmut, sie bringen überhaupt nur wenige und noch weniger wirksame zustande. Die zweite Reinigung benötige daher die lebendige und starke Überzeugung, dass die Sünde ein großes Übel ist, und eine tiefe, aufrichtige Reue als Folge dieser Erkenntnis.

Das Gebet

Er empfiehlt täglich eine Stunde, möglichst am Morgen, für das Gespräch mit Gott zu verwenden. Er nennt das Vater Unser, Gegrüßt seist du, Maria, Glaubensbekenntnis und den Rosenkranz. Wichtig ist seine Aufforderung: „Beginne jedes Gebet, das innerliche wie das mündliche, damit, dich in Gottes Gegenwart zu versetzen. Daran halte dich ausnahmslos, du wirst bald sehen, wie nützlich dir dies sein wird.“
Seine weiteren Tipps:

  • Dringe beim Beten (kirchlicher Texte) mit deinem Geist tief in diesen Sinn ein, begleite es mit innigen Bewegungen des Herzens.
  • Bete nicht hastig, um recht viel beten zu können, sondern bemühe dich, was du betest, von Herzen zu beten.
  • Hast du aber die Gabe des innerlichen (stillen) Gebetes, so soll dieses den Vorrang haben. … Das Geistesgebet ist Gott angenehmer und deiner Seele nützlicher.
  • Ist es dir nicht möglich, morgens deine Betrachtung zu halten, dann hol sie nach. Ist es dir den ganzen Tag nicht möglich, dann ersetze sie durch häufige Stoßgebete und durch die Lesung eines frommen Buches. Lege dir eine Bußübung auf, um in Zukunft diesen Fehler zu vermeiden.


Für das stille, „innerliche“ Gebet gibt er einige Hinweise:

  • Vorbereitung: Versetze dich in die Gegenwart Gottes, bitte um seinen Beistand.
  • Um sich in die Gegenwart Gottes zu versetzen, schlägt er vor, das lebendige und aufmerksame Erfassen der Allgegenwart Gottes, eine ehrfürchtige Haltung, das Bewusstsein der Gegenwart Gottes in deinem Herzen und die Betrachtung Jesu und seiner Erlösungstat.
  • Das Ergebnis sollen konkrete Erwägungen, Berührungen und Vorsätze sein, die zur Besserung und besonderen Entschlüssen hinführen.
  • Franz von Sales empfiehlt auch das Gebet für die Kirche, Familie und Freunde.

Ein weiterer Ratschlag:
„Es ist vor allem notwendig, dass du nach der Betrachtung die Entschlüsse, die du in ihrem Verlauf gefasst hast, festhältst und tagsüber sorgfältig ausführst. Sie sind ja die große Frucht der Betrachtung, ohne die sie nicht nur unnütz, sondern oft sogar schädlich ist, weil bloß betrachtete, aber nicht geübte Tugenden Geist und Herz nur aufblähen. Man meint dann, das zu sein, wozu man sich entschlossen hat; das stimmt dann, wenn die Anschlüsse lebendig und fest sind; das sind sie aber nicht, sondern eitel und gefährlich, wenn sie nicht ausgeführt werden.“

Lebensbeschreibung: Franz von Sales

Am 21. August 1567 wurde Franz von Sales als erster Sohn einer Landadelsfamilie auf Schloss Sales bei Annecy (Savoyen) geboren. Seine Mutter war erst 14 Jahre alt bei seiner Geburt. Ihr Verhältnis zu ihrem Erstgeborenen war sehr innig. Franz muss sich bei ihr sehr geborgen und geliebt gefühlt haben. Sie war sehr fromm und nahm ihn schon als kleines Kind mit in die Kirche.

Der kleine Francois erstaunte seine Umgebung mit einem seiner ersten vollständigen Sätze: “Der liebe Gott und meine Mutter haben mich sehr lieb.” An diesem kleinen Satz zeigt sich ein zentraler Aspekt von Franz von Sales: die Liebe. Geliebt zu werden und selbst zu lieben, das trug sein Leben.

Im Jahr 1678 schickten ihn seine Eltern schon früh – mit elf Jahren – nach Paris, damit er dort eine sehr gute, standesgemäße Ausbildung im Kolleg von Clermont bei den Jesuiten bekomme.
Er kehrte erst im Jahre 1588 nach zehn Jahren als junger Mann nach Hause zurück, wo er seinen jüngeren Geschwistern zum ersten Mal persönlich begegnete. Doch schnell gewann er ihr Vertrauen und ihre Zuneigung. Sein ganzes Lebens pflegte eine enge Beziehung zu seinen Geschwistern.

Zusätzlich zu seiner Ausbildung bei den Jesuiten studierte er an der Pariser Sorbonne Theologie. Seine Sehnsucht nach einer tieferen Beschäftigung mit dem Glauben war so stark, dass er dies dem strengen Vater verheimlichte, der seine Erlaubnis dazu nicht gegeben hätte. Dort kam er auch in Kontakt mit der Lehre Calvins von der Vorherbestimmung des Menschen (Prädestination), die ausführlich an der Universität dargelegt wurde. Ihr Kernsatz lautete: „Einige sind vorherbestimmt zum ewigen Leben, andere zur ewigen Verdammnis.“ Sein ganzes bisheriges Gottvertrauen fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen, und er war überzeugt,  er sei zur Hölle vorherbestimmt. Er duchlebte eine der größten Krisen seines Lebens und war wochenlang in tiefster Verzweiflung.

Bei einem Gebet zu Maria Mitte Januar 1687 wurden ihm Erlösung von dieser Angst und ein tiefer Friede geschenkt. Er ließ sich völlig in die Hände Gottes fallen. Egal, was Gott vorherbestimmt hat, alles, was Gott will, ist gut, denn Gott ist die Liebe. Sein Wille kann nichts anderes als Liebe sein. Von der Errettung aus dieser Krise rührt seine absolute Hingabe an Gott, an seine Liebe, an seinen Willen. Diese existentielle Erfahrung ist die Basis für das Verständnis von Franz von Sales. Dadurch fühlte er sich zu einem ganz anderen Leben berufen, das ausschließlich dem Dienst Gottes geweiht sein sollte.

1588 kehrte er in sein Elternhaus zurück. Wie die ältesten Söhne aller adligen Familien war auch er für eine militärische Laufbahn vorgesehen. Er verspürte jedoch keine Berufung dafür, sondern eher für eine Verwaltungslaufbahn. Dem Vater zuliebe studierte er zunächst Rechtswissenschaft in Padua (1588 – 1591) und zusätzlich aus persönlicher Neigung Theologie. Auch dies verheimlichte er dem Vater.
Franz von Sales fürchtete seinen Vater und die unantastbare Autorität der Eltern, und gleichzeitig liebte er sie und wollte sie daher auch nicht enttäuschen und kränken. So schob er eine Klärung immer wieder auf und geriet nach seiner Rückkehr aus Padua in heftige Gewissenskonflikte: Seine Eltern hatten nicht nur für ihn eine Braut ausgesucht, sondern hatten für ihn auch hochfliegende berufliche Pläne. Er fühlte sich jedoch zum Amt des Priesters berufen. Es war ein schwieriger Weg voller innerer und äußerer Konflikte, bis er 1593 zum Priester geweiht wurde.

Bereits 1594 bekam Franz von Sales von seinem Bischof den Auftrag, die Bewohner des Chablais südlich des Genfer Sees, die zum Calvinismus übergetreten waren, für den katholischen Glauben zurückzugewinnen. Unter Lebensgefahr besuchte er das Gebiet und predigte zum Teil in fast leeren Kirchen. Um seine Botschaft zu verbreiten, bediente er sich der damals neuen journalistischen Möglichkeit, Flugblätter zu verwenden. Er heftete sie u.a. an Bäume. Charakteristisch für seine Flugblätter war eine akribische Genauigkeit der Recherche sowie ein hohes Maß an Objektivität.

Franz von Sales verfügte nicht nur über ein fundiertes Wissen der katholischen Lehre. Er hatte ebenso ausgezeichnete Kenntnisse über die Lehren Calvins, Zwinglis und Luthers. Dies befähigte ihn, die neuen Lehren überzeugend zu widerlegen. Seinen Gegnern begegnete er stets mit Achtung und bezeichnete sie nicht selten als seine „Brüder”.
Franz von Sales suchte zu ergründen, was im Calvinismus die Menschen anzog. So hätte er schon damals die Liturgie gerne in der jeweiligen Landessprache gefeiert. Darin war er seiner Zeit weit voraus, denn einige seiner Ideen wurden erst im 2. Vatikanischen Konzil, also 340 Jahre später, verwirklicht. Im Gefolge des Konzils von Trient (1545 ‑ 1563) pflegte er besonders die Katechese für Kinder und über sie die für die Eltern.

Nach den Religionskriegen 1562 bis 1598 hatte Frankreich einen religiösen Tiefstand erreicht. Dreiviertel der Pfarreien hatten keinen Pfarrer, fast die Hälfte der Diözesen keinen Bischof. Das religiöse Leben hatte sich in die Klöster zurückgezogen, in denen ebenfalls nicht alles zum Besten bestellt war. Immer wieder kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Reformation und der katholischen Kirche. Überfälle und Brandschatzungen waren an der Tagesordnung.

In dieser noch angespannten Lage wurde Franz von Sales im Jahre 1602 zum Bischof von Genf ernannt. Sein Bischofssitz war allerdings in Annecy, da Genf der Mittelpunkt der Calvinischen Reformation war. Genf hat er nie offiziell als Bischof betreten. Seine Aufgabe als Priester und Bischof in dieser protestantischen Umgebung war äußerst schwierig.

Seine Bescheidenheit war für einen Bischof – besonders in der damaligen Zeit – sehr ungewöhnlich. Er ging bis an seine körperlichen Grenzen – und darüber hinaus – um die Menschen in seinem Bistum zu besuchen. So schrieb ein Freund, der ihn auf einer solchen Visitationsreise begleitete: „… als wir im Dorf ankamen, waren die Schuhe des Bischofs voller Blut, dennoch hatte er seinen Weg nicht abgebrochen…“ Das war am 4. August 1606, und Franz von Sales war wieder einmal unter Lebensgefahr und ohne Ankündigung in eines der entlegensten Bergdörfer seiner Diözese unterwegs.

Franz von Sales wollte nicht anders behandelt werden als jeder andere Gast, deshalb gab es bei ihm keine Vorankündigungen. Immer sah man ihn fröhlich und zufrieden, wenn der Empfang einfach und bescheiden war. Er wollte zeigen, dass das Evangelium keine Droh- sondern eine Froh-Botschaft ist. Seine Gläubigen nahmen ihm diese Begeisterung auch ab, weil sie ehrlich war und seinen Worten Taten folgten. Er schlief in den Dörfern, wie das Volk auch, auf der harten Erde.
In Annecy hatten seine Mitarbeiter strengste Anweisung, niemanden abzuweisen. Jeder hatte jederzeit Zutritt zu ihm, ob er gerade aß oder schlief. Er verkaufte sogar sein Silbergeschirr, um in einer Notlage zu helfen, gab Almosen und schlichtete Streit. Vor seinem Beichtstuhl bildeten sich lange Schlangen, denn seine Güte tröstete und befreite die Menschen. Für die damalige Zeit war so ein Bischof eine riesige Sensation.

Im Jahre 1604 begegnete Franz von Sales zum ersten Mal Franziska Johanna von Chantal anlässlich einer Fastenpredigt in Dijon. Sie war Mutter von sechs Kindern und hatte ihren Mann, den sie sehr liebte, durch einen tragischen Jagdunfall verloren. In tiefer Verzweiflung hatte sie sich geschworen, nie mehr zu heiraten. Sie war tiefgläubig und hatte sich einem Priester als „Seelenführer“ anvertraut, um diese Lebenskrise zu überwinden.

Es folgten weitere Begegnungen, bis er schließlich ihr „Seelenführer“ wurde. Daraus sollte eine lebenslange geistliche Freundschaft entstehen. Gemeinsam entwickelten sie mit großer Sorgfalt jahrelang die Konzeption für einen neuen Orden, den sie gründen wollten.
1610 war es dann so weit: Gemeinsam mit Johanna Franziska von Chantal gründete er in Annecy den „Orden von der Heimsuchung Mariä” (Salesianerinnen), dessen geistliche Leitung er bis zu seinem Tode inne hatte. Der Name Orden von der Heimsuchung Mariens leitet sich ab von dem im Lukasevangelium beschriebenen Besuch der mit Jesus Christus schwangeren Gottesmutter bei ihrer Cousine Elisabeth. Dieser Orden ist ein beschaulicher Orden mit Klausur. Das heißt, die Nonnen verlassen das Kloster nicht. Persönliches Gebet und Chorgebet gehören zu ihren wichtigsten Aufgaben.

So hatten Franz von Sales und Johanna von Chantal allerdings den Orden nicht geplant. Sie wollten mit diesem Namen die aktive Tätigkeit des neuen Ordens ausdrücken: Heimsuchungsschwestern sollten Arme, Kranke und Bedürftige daheim aufsuchen, um sie zu unterstützen. Quelle für dieses karitative Tun sollte das Gebet sein – die Gottesliebe sollte durch und in der Nächstenliebe sichtbar werden.

Als jedoch im Jahr 1615 in Lyon ein zweites Heimsuchungskloster gegründet werden sollte, wurde dieses Konzept vom zuständigen Erzbischof abgelehnt, weil er sich nicht mit einem karitativ tätigen Frauenorden – damals eine völlige Novität – abfinden konnte. Die Heimsuchungsschwestern und ihre Gründerpersönlichkeiten beugten sich dem Entscheid des Bischofs, und so wurde die Kongregation in einen kontemplativen, d.h. beschaulichen Orden umgewandelt, der im Jahr 1618 von Papst Paul V. die päpstliche Anerkennung erhielt.
Franz von Sales starb am 28. Dezember 1622 in Lyon. Schon in aller Frühe machte das Gerücht vom sterbenden Bischof in der Stadt die Runde. In den Kirchen wurde für ihn gebetet. Als sein Leichnam nach Annecy überführt wurde, liefen viele Menschen herbei. „Alle Bewohner der Stadt säumten die Straßen, auf denen ihr geliebter Bischof zur Kathedrale geführt wurde, wo sein Leichnam aufgebahrt wurde. Zwei Tage lang defilierte eine große Menschenmenge bewegt und weinend an der Bahre ihres geliebten Freundes und Vaters vorbei… Am 29. Januar wurde in der überfüllten Kathedrale ein feierliches Requiem gehalten.“

Für Franziska von Chantal war der plötzliche Tod von Franz von Sales ein schwerer Schlag. Franz von Sales war ihr Begleiter, Ratgeber und Gesprächspartner gewesen. Nun stand sie allein mit allen drängenden Fragen, die den noch jungen Orden und seine Ausbreitung betrafen. Doch Dank ihrer gefestigten Persönlichkeit, ihres großen Organisationstalentes und ihrer Hingabe gelang es ihr, viele weitere Klöster zu gründen: Beim Tode von Franz von Sales gab es 13 Klöster, bis zu ihrem Tod im Jahre 1641 hatte sie weitere 74 Klöster in Frankreich gegründet.

Schon bald nach seinem Tod im Jahre 1661 wurde Franz von Sales seliggesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben. Im Jahr 1665 folgte die Heiligsprechung. 1923 wurde er von Papst Pius XI. zum Patron der Schriftsteller und Journalisten ernannt.


Quelle: www.franz-von-sales.org/franz-von-sales/

Überlege im voraus, welche Arbeiten, Geschäfte und Gelegenheiten dir an diesem Tag begegnen werden, Gott zu dienen, welche Versuchungen wohl kommen können, um ihn durch Zorn, Eitelkeit oder andere Verfehlungen zu beleidigen. Bereite dich durch einen heiligen Entschluss vor, … Gott zu dienen.

Franz von Sales
Philothea

Zieh dich also zuweilen von allen Gedanken zurück in dein Herz, damit deine Seele fern von allen Menschen innigste Zwiesprache mit ihrem Gott halten kann.

Franz von Sales
Philothea